Übersicht des Fortbildungsprogramms 2023:
Mittwoch, 3. Mai, 09:30 - 12:30
Bei einer Subgruppe adipöser Patienten (ca. 20-30%) besteht zusätzlich eine Essstörung, die sogenannte Binge-Eating Störung (BES), bei der es zu wiederkehrenden Essanfällen mit begleitendem Kontrollverlust kommt. Diese Patientengruppe leidet im Vergleich zu Menschen mit alleiniger Adipositas unter einem noch geringeren Selbstwertgefühl, einer erhöhten Psychopathologie und einer größeren Unzufriedenheit mit dem Körper. Aus diesem Grunde sind bei einer Kombination von Adipositas mit einer BES spezifische Therapiemaßnahmen, die über eine Änderung des Ess- und Bewegungsverhaltens zur Gewichtsreduktion hinausgehen, indiziert. Die Fortbildung stellt anhand von Fallbeispielen sowohl die leitliniengerechte Behandlung der Adipositas als auch störungsspezifische Interventionen wie Techniken zur Emotionsregulation zur Reduktion der Essanfälle vor. Darüber hinaus wird auf eine Verbesserung der Körperakzeptanz eingegangen.
Fortbildungsleitung: Dr. Sandra Becker
Gutachten = „GUT ACHTEN“!
Die Begutachtung stellt einen wichtigen Baustein in der Medizin dar. Gutachten sind notwendig, wenn es z.B. um den Erhalt von Leistungen aus Versicherungen geht. Am häufigsten und bekanntesten sind Gutachten im Rahmen von Anträgen zur Erwerbsminderung für die Rentenversicherung. Hier handelt es sich um Gutachten, die die Leistungsfähigkeit Versicherter einschätzen. Einen anderen Bereich stellen kausale Gutachten dar, die erstellt werden, wenn es nach besonderen Ereignissen, wie z.B. Unfällen, zu Erkrankungen kommt. Gutachten werden zunächst für Versicherungen erstellt; bei Rechtsstreitigkeiten werden sie für Gerichte erstellt. Daraus erwächst eine Besonderheit in der Arbeit derer, die Gutachten erstellen: die Neutralität. Es gibt eine Reihe weiterer Besonderheiten, die bei der Erstellung von Gutachten zu berücksichtigen sind. Dies trifft für alle Fachgebiete in der Medizin zu. In einem besonderen Maße jedoch für die Begutachtung von Störungen in unserem Fachgebiet, d.h. bei psychischen und psychosomatischen Störungen. Die besondere Herausforderung ist, dass es meist keine objektivierbaren Befunde wie Labor oder Bildgebung gibt. Eine sorgfältige Diagnosestellung nach den Kriterien der ICD 10 / 11 oder DSM 5 ist daher notwendig. Besonders in der Begutachtung ist auf eine klare Trennung von Beschwerden und Befunden zu achten. Bei der Begutachtung zur Leistungsfähigkeit geht es nach Diagnosestellung dann aber weniger um die diese, als vielmehr um die Einschätzung in der Funktionsfähigkeit und um die Einschränkungen in Aktivität und Teilhabe durch die beklagten Beschwerden. Hier zeigt sich die ICF (International Classification of Functioning, Disability and Health) als eine wichtige Klassifikation und Orientierungshilfe.
Eine Begutachtung setzt sich aus verschiedenen Bausteinen zusammen, so z.B. der Anamneseerhebung, der körperlichen Untersuchung und einer Testung. In Zusammenhang mit den Unterlagen, die zur Verfügung gestellt werden, erfolgt ein steter Abgleich des Geschriebenen, Gesagten, Gehörten und Erlebten. Im Sinne einer sogen. Konsistenzprüfung.
Die Fortbildung gibt eine Einführung in den Ablauf einer Begutachtung und richtet sich sowohl an Interessenten, die sich mit dieser Thematik auseinandersetzen wollen, als auch an Assistenten, die sich im Rahmen ihrer Weiterbildung mit der Begutachtung vertraut machen möchten. Auch in der Begutachtung Erfahrene sind herzlich eingeladen, ihr Wissen abzugleichen und mitzudiskutieren.
Fortbildungsleitung: Dr. Beate Gruner
Michal, M., Osborn, K. Die Affektphobietherapie. Psychotherapeut 66, 314–323 (2021). https://doi.org/10.1007/s00278-021-00490-w (free access).
McCullough L, Kuhn N, Andrews S et al (2019) Affektfokussierte psychodynamische Psychotherapie: Ein integratives Manual zur Behandlung von Affektphobien. Kohlhammer, Stuttgart
Zwerenz R, Becker J, Johansson R et al (2017) Transdiagnostic, Psychodynamic Web-Based Self-Help Intervention Following Inpatient Psychotherapy: Results of a Feasibility Study and Randomized Controlled Trial. JMIR Ment Health 4:e41.
Fortbildungsleitung: Matthias Michal
Fortbildungsleitung: Jürgen Hoyer
Fortbildungsleitung: Philipp Martius
Fortbildungsleitung: Joram Ronel
Mittwoch, 3. Mai, 12:45 - 15:45
Fortbildungsleitung: Klaus Wölfling
Fortbildungsleitung: Maria Gavranidou
Fortbildungsleitung: Dagmar A. Schmid
Allerdings haben Patienten oft unzureichende Informationen über das zu erwartende Outcome von Reanimationsmassnahmen. Studien zeigen, dass < 20 % der Patienten einen Kreislaufstillstand überleben und viele der Überlebenden dauerhafte Hirnschäden oder Behinderungen von den Massnahmen davontragen. Auch wenn die Gespräche über potenzielle Wiederbelebungsmassnahmen herausfordernd sind, ist für die Patient*Innen der Austausch von medizinischen Informationen und die aktive Einbindung elementar, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können, welche den individuellen Präferenzen entspricht.
Dieser Workshop stellt die Hauptprinzipien des Shared decision-makings vor und Teilnehmer*Innen wenden diese praktisch in simulierten Gesprächen über Wiederbelebungsmasnahmen an. Diese Gespräche sind in der klinischen Praxis der Notfall- und Krankenhausmedizin hochrelevant.
Am Ende dieses Workshops werden die Teilnehmer in der Lage sein:
– Therapiepräferenzen der Patient*innen bei einem Kreislaufstillstand zu identifizieren
– mögliche Behandlungsoptionen zu erläutern, deren Ausgang ungewiss ist
– die Kernelemente des Shared decision makings anzuwenden
– Entscheidungshilfen in das Gespräch zu intergrieren, um eine gemeinsame Entscheidungsfindung zu fördern
Fortbildungsleitung: Christoph Becker
Mentalisierungsbasierte Therapie (MBT) hat sich in der jüngsten Metaanalyse als Einzel- und Gruppen-Verbundtherapie („conjoint“) (MBT-G) für die Behandlung von Patient:innen mit Borderline-Persönlichkeitsstörungen nicht zuletzt aufgrund einer Acht-Jahres-Katamnese als eine der wirksamsten Behandlungskonzepte erwiesen. Weniger evident ist noch, inwieweit sich Mentalisieren in Gruppen oder Mentalisierungsbasierte Gruppenpsychotherapie (MBT-G) sowohl für die Behandlung von anderen Persönlichkeitsstörungen als auch für psychische und psychosomatische Störungen eignet.
Gruppenpsychotherapien werden in Kliniken und Tageskliniken häufiger als in ambulanten Settings eingesetzt. Um die Kompetenzen von jungen Assistenzärzten und psychologischen Psychotherapeuten zu stärken, werden den Teilnehmern anhand von Videoausschnitten und Fallbeispielen sowie neueren theoretischen Überlegungen die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von psychodynamischen und mentalisierungsbasierten Interaktionstechniken bezüglich ihrer Wirksamkeit untersucht und diskutiert. Ein besonderer Fokus wird dabei auf die Vorbereitung von Patient:innen für Gruppenpsychotherapien in Form einer „mentalisierungsbasierten dynamischen Administration“ gelegt.
Schwierige Gruppenpsychotherapiesituationen können von Teilnehmern eingebracht und diskutiert werden. Dabei wird auf spezifische und allgemeine Wirkfaktoren fokussiert, um Mentalisieren von Patient:innen und Therapeut:innen gleichermaßen zu fördern.
Fortbildungsleitung: Dr. Lenka Staun, Dr. Ulrich Schultz-Venrath