Zu meinem Studenten-Stipendium für den diesjährigen „Deutschen Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie“ kam ich recht spontan. Kurz vor Bewerbungsschluss wurde ich von der Oberärztin der Psychosomatischen Institutsambulanz, in der ich meine Doktorarbeit schreibe, gefragt, ob ich nicht Interesse hätte, mich zu bewerben. Gesagt, getan und etwa zwei Wochen später hatte ich die Bestätigung vorliegen. Da es mein erster Kongressbesuch überhaupt sein würde, freute ich mich auf viele interessante und informative Vorträge aus dem Fachbereich der Psychosomatik und Psychotherapie.
Tag 1-Begrüßung und Klimawandel
Bei meiner Ankunft an der Urania in Berlin kam ich mir anfangs etwas verloren vor, was sich aber schnell gab, als ich bekannte Gesichter aus Hamburg erblickte.
Nachmittags am ersten Kongresstag wurden alle Stipendiaten freundlich durch Vertreter der Organisationen und Verbände begrüßt, welche die Stipendien finanziell ermöglicht hatten. Besonders hilfreich für mich persönlich war hierbei die kurze Erläuterung zur Schwerpunktsetzung der einzelnen Vortragsarten, welche im Programm aufgeführt waren. Dies führte dazu, dass ich deutlich mehr Plenarveranstaltungen besuchte, als ursprünglich geplant ????.
Im Anschluss wurde der Kongress von offizieller Seite mit einigen Grußworten unterschiedlicher Redner eröffnet. Besonders beeindruckte mich an diesem ersten Tag die „fachfremde“ Vorlesung von Prof. Dr. Dr. Schellnhuber, dem Direktor Emeritus des Potsdamer Instituts für Klimaforschung. Er schilderte in seinem Vortrag „Die Klimakrise-Wahrheit und Verdrängung“ erschreckend eindrücklich und anschaulich die (bekannten) Daten und Fakten sowie die Folgen des Klimawandels.
Tag 2-Kunsttherapie in Vietnam und Essstörungen bei Adipositas
Bereits im Vorfeld des Kongresses hatte ich beschlossen, mich an diesem Tag auf die Plenarvorträge zu den Themen Somatoforme Störungen und Essstörungen zu konzentrieren. Zum ersten Themenbereich hatte ich in den letzten Monaten im Rahmen meines Wahltertials des PJs in der Psychosomatik bereits mehrfachen Kontakt. Insbesondere für den kulturellen Aspekt, welcher im Programm angeführt wurde, interessierte ich mich. Der allgemeine Überblick zu den somatoformen Störungen sowie der spezielle Einblick in ein Projekt zur Einführung der Kunsttherapie in Vietnam und die Beleuchtung des Begriffes „affective agnosia“ im Zusammenhang mit Erkrankungsbildern der somatoformen Störungen wurden meinen Erwartungen mehr als gerecht.
Spontan besuchte ich auch die anschließende Plenarveranstaltung zum Thema Traumafolgestörungen. Besonders interessant bei diesem Vortrag war für mich der Überblick über die unterschiedlichen psychotherapeutischen Ansätze zur Behandlung der PTBS.
Beim mittäglichen Mentoring-Lunch konnte ich im Austausch mit erfahrenen FachärztInnen, aber auch jüngeren KollegInnen und StudentInnen, einige meiner Fragen bezüglich Ausbildung, Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie mögliche Wege in die Psychosomatik klären.
Die letzte Veranstaltung für mich war an diesem Tag der Vortrag zum Bereich „Essstörungen bei Menschen mit Adipositas“. Da ich sowohl im Rahmen meiner Doktorarbeit als auch in meinem Chirurgie-Tertial (indirekt) Kontakt zu diesem Thema habe, konnte ich sehr von diesem Vortrag profitieren.
Tag 3-Internetbezogenen Störungen und die Evolution des Denkens
Am letzten Tag des Kongresses hatte ich mir zwei Veranstaltungen zum Thema Internetbezogene Störungen bzw. Internetsucht bei Kindern, Jugendlichen und Adoleszenten herausgesucht. Mit diesem Bereich hatte ich bisher im Rahmen meines Studiums zwar noch keine Berührungspunkte gehabt, jedoch im persönlichen Umfeld schon Erfahrungen gesammelt. Umso informativer waren für mich die Einblicke in die Epidemiologie, Diagnostik, Komorbiditäten, Therapieansätze und Präventionsmaßnahmen, welche die Vorträge gewährten. Den Abschluss dieses Tages und meines ersten Kongresses bildete ein hervorragender Vortrag zur „Evolution des Denkens“ durch Herrn Güntürkün.
Alles in allem kann ich auf einen sehr informativen und anregenden ersten Kongress zurückschauen, der mich hinsichtlich meiner Entscheidung für meine Facharztwahl nochmal zum Nachdenken angeregt hat. Auch der Austausch mit anderen Teilnehmern war sehr bereichernd. Ich kann nur jedem in ähnlicher Situation empfehlen, wenn sich die Möglichkeit hierzu bietet, „Kongresserfahrungen“ zu sammeln.
von Katja Stieper