Dass zwischen der Welt der Forschung und der praktischen Anwendung ein oftmals spürbarer Unterschied liegt, merken auch wir Studenten bereits sehr eindrucksvoll. Ich selbst stehe nun im fünften Jahr meines Medizinstudiums – dem letzten, in dem uns in so großem Umfang theoretisches Wissen mitgegeben wird, bevor es ans Praktische und damit ins Praktische Jahr geht.
In Vorlesungen und Seminaren möchte uns die Universität den aktuellsten Stand der Wissenschaft zu vermitteln. Dozenten zitieren die neuesten Studien, wir lernen etwas über Leitlinien und optimale Behandlungsweisen. Und dann stehen wir plötzlich in den Famulaturen (Praktika für Medizinstudenten nach dem 1. Staatsexamen), kommen auf Station oder sind für einige Wochen in einer Praxis. Und wundern uns, weshalb hier denn nicht alles so gemacht wird, wie wir das gelernt haben. Das ist wohl weniger den zuständigen Ärzten und deren Fachkenntnis geschuldet, als den Bedingungen, die in der Praxis meist leider nicht so optimal sind, wie das in Lehrbüchern und Fallbeispielen beschrieben wird. Umsetzbarkeit, Kostenaufwand und Effizienz scheinen (verständlicherweise) oftmals mit an erster Stelle zu stehen.
Für mich bedeutet MIND THE GAP, sich den Unterschied zwischen idealen Bedingungen, die als Schlussfolgerungen und Evidenzen aus Studien und Reviews abgeleitet werden, und den schließlich praktikablen Möglichkeiten auf der anderen Seite bewusst zu machen. Und daran zu arbeiten, diesen Unterschied so klein wie möglich werden zu lassen.
Da dies für mich der erste wissenschaftliche Kongress ist, an dem ich teilnehmen werde, bin ich schon sehr gespannt auf eine ganz neue Erfahrung: Die Welt der Forschung und Wissenschaft näher kennenzulernen, beziehungsweise meine Wissenslücke – eben meine GAP – zu verkleinern.
Blogbeitrag von: Annkatrin Lattka